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Wie bereite ich den perfekten Espresso zu?

Bijan Kiarsi
Zuletzt aktualisiert am
06. August 2025
Wie bereite ich den perfekten Espresso zu?

Zwischen einem vollmundigen Espresso mit feiner Crema – und einem Shot, der irgendwie sauer oder flach schmeckt – liegen Welten. Das Gute: Du kannst lernen, woran’s liegt. Denn Espresso ist keine Raketenwissenschaft, aber ein bisschen Physik, Präzision und Gefühl gehören schon dazu. Wer die Grundlagen kennt und bereit ist, sich an ein paar Details heranzutasten, wird belohnt: mit einem kleinen, kräftigen Schluck Glück. Hier erfährst du Schritt für Schritt, wie du mit einer Siebträgermaschine einen richtig guten Espresso zubereitest.

Was macht einen guten Espresso aus?

Ein perfekter Espresso hat ein köstliches Aroma und ist kurz, kräftig, ausgewogen. Diese drei Punkte sind ein gutes Qualitätsmerkmal:

  • Crema: Haselnussbraun, feinporig, stabil. Sie ist kein Selbstzweck und ein Zeichen dafür, dass du vieles richtig gemacht hast.
  • Körper: Ein vollmundiges Mundgefühl, das nicht zu wässrig und nicht zu dickflüssig ist.
  • Säure oder Bitterkeit: Geschmackssache, aber ein gelungener Espresso ist immer harmonisch. Unausgewogene Säure oder Bitterkeit deuten auf Extraktionsfehler hin.

Frisch, aber nicht zu frisch: Die richtigen Bohnen

Die Basis eines guten Espressos ist und bleibt die Bohne. Setze auf hochwertige Sorten, am besten direkt von einer Rösterei deines Vertrauens. Arabica, Canephora oder ein kräftiger Blend – erlaubt ist, was dir schmeckt. Wir finden Bohnen mit hoher Süße und einer ausgewogenen Fruchtnote ideal für einen Espresso. 

Wichtig: Allzu frisch geröstet ist nicht ideal. Gib deinen Bohnen ein paar Tage Zeit, nach der Röstung zu entgasen: Wir finden, 7 Tage sind zu wenig. Je heller ein Kaffee geröstet ist, desto länger sollte er danach auch ruhen. Mindestens 14 Tage, aber auch 6 Wochen oder länger können nötig sein, damit er sich perfekt entfalten kann. Ungeöffnet kann er auch gute 8 Monate lagern. 

Und welche Röstung? 

Hier ist alles Geschmacksache und du musst dich ein wenig durchtesten, denn aus ein und demselben Rohkaffee lassen sich allein durch unterschiedliche Röstung unterschiedliche Espressi zaubern. Nicht jede Espresso-Röstung muss dunkel sein – und je nach Land unterscheiden sich schon alleine die Definitionen, was hell oder dunkel ist.

Generell gilt aber: Helle Espressoröstungen betonen komplexe Aromen und Säuren. Bei dunklen Röstungen werden diese Säuren mehr abgebaut, dadurch nimmst du sie vielleicht süßer oder bitterer war. 

Tipp: Probiere dich durch verschiedene Sorten und Röstungen  – das ist der beste Weg, deinen Lieblings-Espresso zu finden.

Richtig lagern – sonst keine Crema

Röstkaffee verliert Aromen und Crema, wenn er zu lange lagert, denn Crema ist empfindlich. Zu warm, zu hell oder zu lange gelagert? Dann kann Crema auch einfach ausbleiben. Lagere deinen Kaffee also kühl, luftdicht und lichtgeschützt – idealerweise in der Originalverpackung mit Ventil oder in einer Aromadose.

Fein, feiner, Espressomahlgrad

Frisch mahlen ist Pflicht – denn vorgemahlener Kaffee verliert schnell an Aroma und produziert oft keine Crema. Espresso mit dem Siebträger verlangt nach einer feinen Mahlung – zwischen Mehl und Salz.

Was du über den Mahlgrad wissen solltest:

  • Zu grob: Der Espresso läuft zu schnell durch, schmeckt dünn und sauer. Das Wasser hatte nicht genug Zeit, die Aromen zu extrahieren → Unterextraktion.
  • Zu fein: Der Bezug dauert zu lange, der Espresso wird bitter und tröpfelt nur → Überextraktion. Die Crema bricht oft schnell zusammen.

So findest du den passenden Mahlgrad: Der Espresso sollte in etwa 25–30 Sekunden durchlaufen (Extraktionszeit, siehe auch weiter unten), mit einer feinen, dichten Crema. Probiere aus, wie dein Kaffee auf Mahlgrad-Veränderungen reagiert – das bringt dich wirklich weiter. Beobachte, schmecke, passe an.

Wie viel Gramm Espresso sollte ich verwenden?

Für einen doppelten Espresso, wenn du mit dem Doppelsieb zwei Espressoportionen brühen willst, brauchst du etwa 17–19 Gramm Kaffeemehl. Verteile das Kaffeemehl gleichmäßig im Sieb, bevor du tamperst. So vermeidest du Channeling (also ungleichmäßiges Durchfließen).

Das richtige Verhältnis: Kaffee zu Wasser

Ein guter Startpunkt ist das 1:2-Verhältnis. Bei einem doppelten Espresso bedeutet das: Aus 18 g Kaffeemehl entstehen also ca. 36 g Espresso in der Tasse. Für mildere Varianten kannst du dich auch an 1:2,5 oder 1:3 herantasten. Aber du merkst schon: Eine Waage für präzises Dosieren lohnt sich 🙂

Tampern – mit Gefühl und Druck

Ein fester, gleichmäßiger Anpressdruck sorgt für die nötige Verdichtung. Die Oberfläche sollte glatt und waagerecht sein. Unsauberes Tampern führt zu ungleichmäßiger Extraktion – und damit zu schlechter Crema und unausgewogenem Geschmack.

Druck & Temperatur – entscheidend für Geschmack & Crema

Espresso braucht Druck. Genauer: 9 bar. Nur so werden Aromen gelöst und die typische Crema entsteht. 

💡 Auch mit der Bialetti gelingt ein starker, espressoähnlicher Kaffee. Da der Druck aber fehlt, ist es eben kein "echter" Espresso. Der Bialetti-Kaffee schmeckt anders, ist aber ein eigener Genussmoment.

Was noch Einfluss hat? Die Temperatur und Wasserqualität:

  • Zu heiß (über 95 °C): kann Bitterkeit und Crema-Kollaps verursachen
  • Zu kühl (unter 89 °C): unterextrahiert, zu hell, zu dünn
  • Mittelhartes Wasser: Optimal für den Espresso ist 5-8°dH. Bei zu weichem Wasser (< 4 °dH) sinkt der pH-Wert und Säure wird dominanter. Hartes Wasser lässt Aromen und Säure abmildern und das führt oft zu flacherem Geschmack. Wenn du einen Wasserfilter nutzt: Prüfe regelmäßig die Härte – sonst veränderst du versehentlich den Geschmack.

Zeit, den Siebträger einzuspannen

Setze den Siebträger fest in den Brühkopf ein. Achte darauf, dass alles sauber und trocken ist – und dass der Siebträger richtig eingerastet ist.

Lass es laufen: Die Extraktion

Extraktion = Mahlgrad x Kontaktzeit 🤓

Neben den richtigen Mahlgrad ist auch die Kontaktzeit sehr wichtig, da sich die Inhaltsstoffe in unterschiedlichen Zeiten lösen. Wie schon beim Mahlgrad beschrieben: Das Wasser sollte in etwa 25–30 Sekunden durch den Kaffee gedrückt werden. 

Der ideale Auslauf: gleichmäßig, sirupartig – nicht zu schnell, nicht zu langsam

Kennst du schon den 5-Tassen-Test? 

Mit dem 5-Tassen-Test kannst du deinen Espresso gut verstehen. Was du dazu brauchst? Doppelsieb und fünf Tassen, denn du möchtest deine Extraktion auf fünf Tassen aufteilen. Während der Extraktion des doppelten Espressos tauschst du alle fünf Sekunden eine Tasse aus und verkostest die fünf Inhalte danach separat. 

5-Tassen-Test

Was kannst du dabei bemerken? 

Tasse 1: Mehr Öle und leicht ausschwemmbare Feststoffe treten aus.

Tasse 2-3: Es wird aromatischer. Tasse 3 wird einem guten Espresso am meisten ähneln. 

Tasse 4-5: Die Bitterstoffe überwiegen und es wird wässriger. 

Das dabei ganz unterschiedliches Volumen in den Tassen landet, ist ganz normal. Bis Tasse 3 nimmt es zu, danach wieder ab. 

Noch mehr Einflussfaktoren? Oh ja.

Rückstände von Kaffeeölen und alte Ablagerungen in deiner Maschine können den Geschmack ruinieren. Auch fettige oder nicht vorgewärmte Tassen wollen wir nicht. Also: Tassen vorwärmen ist wichtig – aber nicht zu heiß.

Gutes Gelingen und Schmecken :) 

PS: Lass uns wissen, wie dein Espresso gelingt und was die schmeckt. Markiere uns auch gerne auf Instagram mit deinem #parimodoMoment.